Das war's
Eure Maike
Sommer, Sonne, Strand und Meer - Urlaubsatmosphäre und trotzdem studieren. Was Maike alles so erlebt im fernen Sydney...
Für Fahrradfahrer ist dieses Land nicht gemacht, das sagt einem jeder den man fragt. Teile von Sydney sind ohnehin viel zu bergig, um mit dem Rad vorwärts zu kommen, aber auch sonst ist es ganz schön gefährlich (haha, das muss ich ja sagen). Radwege gibt es kaum. Die Helmpflicht zeugt ja auch schon von der Gefahr. Und die Autofahrer hier passen nicht so gut auf Fußgänger und Radfahrer auf wie bei uns. An Zebrastreifen steht man oft ewig bis mal ein Auto anhält, wenn man nicht frech genug ist, um einfach auf die Straße zu laufen. Auch an Fußgängerampeln sollte man aufpassen. Eine nützliche Eigenschaft haben sie allerdings: sie machen ein Geräusch, wenn sie grün werden. In Deutschland gibt es auch ein paar Ampeln, die für Blinde ausgestattet sind, aber hier ist das Standard. Das Geräusch, das sie machen, kann ich nicht beschreiben, deshalb versuche ich es auch gar nicht erst. Man kann also ganz gemütlich in die Luft gucken, quatschen oder sonst was tun, während man an einer roten Ampel wartet—nur sollte man geistesgegenwärtig genug sein nicht auf die Straße zu rennen, wenn die Nachbarampel das Piepsen anfängt. Grün sind die Ampeln dann nur ganz kurz, bevor sie anfangen, rot zu blinken. Da kann man normalerweise noch laufen (ähm, ich meine jetzt inoffiziell), muss aber aufpassen, denn wenn sie ganz rot werden fahren auch sofort die Autos los. Das coolste, was ich mal gesehen habe, war eine Ampel mit Anleitung:
Überhaupt scheinen die Australier gern Anleitungen für Dumme zu geben. Auf einer öffentlichen Toilette habe ich mal die Erklärung gesehen, wie man Hände wäscht: Wasserhahn an—Hände nass machen—Seife drauf—Hände abspülen—Hände abtrocknen. Wer hätte das gedacht!
Schilder sind in diesem Land sowieso so eine Sache für sich. Als erstes ist mir aufgefallen, dass hier grün ist, was in Deutschland blau/gelb ist (d.h. Freeway- und Highway-Schilder (Autobahn/Bundesstraße)). Lustig ist auch, dass man in Deutschland gerne Symbole/Bilder verwendet, und hier einfach alles in Worten aufschreibt. „No right turn“ zum Beispiel. Und wieder das Coolste, was ich bisher gesehen habe: „Wrong way—turn around“!!! Ansonsten sieht man tatsächlich überall so gelbe Schilder mit Kängurus drauf, für die Australien inzwischen regelrecht bekannt ist. Und die gibt es nicht nur mit Kängurus, sondern mit allen möglichen und unmöglichen Tieren. Hier ist meine Sammlung.
Ansonsten ist mir noch aufgefallen, dass Taxis hier eher aussehen wie Polizeiautos und Polizei-/Feuerwehr-/Rettungswagensirenen ziemlich anders klingen als in Deutschland (nix mit Quarte). Und Zebrastreifen sehen übrigens aus wie bei uns (und heißen sogar zebra crossing), aber die zickzack-Linien auf der Straße, die in Deutschland Parkverbot bedeuten, sind hier die Ankündigung eines Zebrastreifens.
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Eine Sache hab ich noch hinzuzufügen: Ich finde, dass Parkscheiben eine praktische Erfindung sind! Die kenn man in Australien nämlich nicht. Hier gehen die Politessen umher und machen Kreidestriche an Autoreifen. Wie effektiv das ist, weiß ich nicht. Es scheint zu funktionieren...
Und nochwas: gestern hab ich einen Smart gesehen!!! Bisher dachte ich, die gäbe es hier nicht...
Warum das Ganze? Genau deswegen? Oder hatte ich mir etwas anderes erhofft? Ja, das frage ich mich auch ziemlich oft. Was habe ich erwartet, das mich dazu bewegt hat alles aufzugeben, was ich hatte, alles zu verlassen, was mir vertraut war, ohne zu wissen, was mich erwartet? Gute Frage! Ich glaube, mich hat einfach das Fernweh gepackt. Ich war bereit für etwas Neues, für ein Abenteuer. Erwartet habe ich ein spannendes Jahr, neue Freunde, entspannte Uni, Urlaub, Sommer, Sonne, bereichernde Erfahrungen, einen extra Eintrag in meinem Lebenslauf… So konkret waren meine Vorstellungen eigentlich gar nicht, ich wollte mich einfach darauf einlassen. Was mich erwartete—davon hatte ich keine Ahnung, und ein Stück weit ist es sicherlich auch gut so. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich Deutschland verlassen. Mir war bewusst, dass ich mich in Erlangen sehr wohl gefühlt hatte. Und trotzdem: so schwer ist mir der Abschied wirklich nicht gefallen. Ich habe gesagt „bis nächstes Jahr“ und nicht einmal geweint—bis ich mich am Flughafen von der letzten Person verabschiedet umgedreht hatte. Das war der Anfang vieler Tränen und gleichzeitig des verrücktesten Jahres meines Lebens.
(Foto: KJE-Abschied)