
Heute war ich im Sydney Opera House im Konzert! Musik, da bin ich ganz in meinem Element, so you're gonna have to bear with me if this takes a little longer than usual. Ich habe auch festgestellt, dass ich inzwischen weder gescheit Englisch noch Deutsch kann, immer fallen mir die Wörter der entsprechend anderen Sprache ein, sorry about that!
So anyways, es war kein "normales" Konzert, denn Klassik, so hab ich mir gedacht, kann ich immer hören (und das Orchester hier soll auch nicht besser sein als unsere, hab ich mir sagen lassen) sondern es war ein Konzert namens "Jazz meets the Symphony", eine Mischung aus Klassik und Jazz. Das scheint hier recht beliebt zu sein und ich wollte eben was mehr australisches mitnehmen, denn die reine klassische Musik ist ja doch eropäisch. Ja, Jazz ist wohl mehr amerikanisch, aber ganz echt australische Musik gibt's ja auch nicht, außer vielleicht Didgeridoos, aber die spielen glaub ich nicht im Opernhaus.
Ich habe ja von Jazz gar keine Ahnung, aber meines Erachtens war die Musik eher Jazz Musik und die klassische Komponente war, dass es mit einem ganzen Symphonieorchester (inklusive Harfe und Celesta) gespielt wurde und dass es komponiert (d.h. nicht improvisiert) war. Ganz verständlich ist es mir ja nicht, warum man der Klassik ihre Schönheit, Klarheit und Simplizität nimmt, indem man laufend komische, schräge, ungenaue Passagen der Soloinstrumente einbaut, dem Jazz aber wiederum seine wichtigste Komponente nimmt, indem man die Freiheit und Lockerheit der Improvisation wegnimmt. Interessant war's trotzdem zu sehen, und gefallen hat's mir auch, aber ich bin eben doch ein Klassik-Mensch. Das habe ich wieder gemerkt, als ein Stück namens "Bach to the Blues" gespielt wurde. Hier hat der Komponist Bachs Kunst der Fuge hergenommen, die ja bekanntlich aus vierzehn Fugen und vier Kanons besteht, wovon die letzte Fuge, die das Thema B-A-C-H verarbeitet, von Bach nicht vollendet werden konnte. Scheinbar ist er über diesem Stück gestorben, deshalb sind auch keinerlei Anmerkungen zur Instrumentierung vorhanden. Das hat sich der Komponist von Bach to the Blues dann ganz frech zunutze gemacht, hat das ganze vom Orchester spielen lassen und dann selber vollendet--natürlich im Jazz Stil. Den Anfang fand ich super schön, richtig entspannend nach dem ganzen aufwühlenden Jazz, aber dann--das arme Stück! Nichtmal mehr das Thema war im Jazz Teil zu erkennen! Naja... Ansonsten hat mir ein Stück namens Chano am besten gefallen. Warum? Weil es fand ich noch am melodischsten war und nicht nur daraus bestand, dass die Solisten wie blöd auf ihren Instrumenten rumgehauen haben. Nein versteht micht jetzt nicht falsch, es hat mir gefallen und ich habe nichts gegen Jazz.
Der Konzertsaal im Opernhaus ist interessant. Das Orchester sitzt in der Mitte und das Publikum rundherum. Wir saßen also hinter dem Orchester. Anfangs dachte ich es sei ganz interessant, den Dirigenten mal von vorne zu sehen, den Schlagzeugern hinten auf die Finger und den Musikern in die Noten zu gucken. Aber nach 'ner Weile hab ich denn Sinn davon, dass einem der Dirigent normalerweise den Rücken zukehrt, dann doch gesehen. Auf Dauer hätte ich lieber dem Pianisten auf die Finger geschaut, die Holzbläser von vorne gesehen und was von den Geigen gehört. Das Ganze hat auch den Nachteil, dass man nicht ohne Verstärkung auskommt. Denn die Akustik ist hinter'm Orchester natürlich Schrott. Aber beim Jazz muss man ja sowieso die Solisten verstärken--die übrigens sehr gut waren. Hab noch nie so einen virtuosen Bassisten oder Trompeter gehört. Und wusste nicht, dass man mit einer Trompete so hohe Töne produzieren kann! Auch der Schlagzeuger war ziemlich gut, und der Pianist sowieso (obwohl man virtuose Pianisten ja oft sieht). Der Pianist war gleichzeitig der Dirigent und Komponist der meisten Stücke--wenn das nicht, waren sie wenigstens von ihm arrangiert. Der 76-jährige argentinische Pianist, Dirigent, Komponist und Arrangeur wirkte schon recht alt und gebrechlich, zudem nicht sehr energetic, aber er hatte das Orchester doch voll im Griff, ist immer zwischen Flügel und Partitur hin und hergelaufen und hat teilweise mit einer Hand gespielt und mit der anderen dirigiert (ich weiß, das kann der Oli auch!). Nur einmal musste der Trompeter ein bisschen dirigieren, während er sich am Klavier verausgabte, und einmal musste die Frau von der Celesta vorkommen und zwei Takte spielen, während er dirigierte. Zwischen den Stücken hat er Erklärungen abgegeben und Witze gerissen.
Ja, uns was gibt's sonst noch so zu bemerken? Der Flügel hat mir leider gar nicht gefallen. Was es für einer war war von hinten nicht zu erkennen, aber er klang blechern (wahrscheinlich war's ein hunderttausend-Euro-Steinway, jetzt wo ich drüber gelästert hab, aber trotzdem!). Das Orchester, die Sydney Symphony, war nicht schlecht aber auch nicht überragend. Gute Qualität, aber auch nicht 100%-einwandfrei. Warum sollte das bekannteste Opernhaus der Welt auch bessere Musik machen als der Rest der Welt? Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich eine Frau unter den Schlagzeugern gesehen. Also ich meine hinten im Schlagwerk. Der Job dieser Leute ist ja auch interessant. Es gibt so ein Lied von einem Triangel-Spieler, kennt ihr das? Es handelt davon, wie er 485 Takte (oder so) bis zu seinem Einsatz warten muss, "und dann steht er auf und macht pling". So kam mir das vor. Sie nehmen die Stöcke, stellen sich in Position, warten auf ihren Einsatz, hauen zweimal auf die Trommel, blättern hektisch um und auf der nächsten Seite steht dann..........................nix als Pause!!! Das Opernhaus wirkt von innen irgendwie größer als von außen. Aber auch nicht schicker als andere. Höchstens neumodischer als die Stuttgarter Oper, eher so im Stil der Liederhalle. Es ist aber auch bekannt dafür, dass bei dem extravaganten Bau irgendwann das Geld ausging und innen sehr gespart wurde. Erst in den letzten Jahren hat man vieles hergerichtet... So, ich glaube das wär's erstmal zur Oper!
Ansonsten hab ich schon mal wieder viel zu viel zu tun. Habe keine freie Minute und in letzter Zeit viel zu wenig geschlafen. Heute Nachmittag musste ich aus der Uni nach Hause gehen und mich hinlegen, weil ich so fix und fertig war. Hab dann zweieinhalb Stunden durchgeschlafen, bin ins Konzert, und jetzt schon wieder hundemüde! Bitte entschuldigt, dass ich seit dem Urlaub noch gar nicht zum Mails beantworten gekommen bin. Ich hoffe, dass ich's dieses Wochenende schaffe!!! So, und jetzt macht's mal gut!