Einsamkeit

Als ich am Montag in der Uni erzählt habe, dass wir beim Burning Mountain waren hat mein Kommilitone James blöd geguckt. Er ist 2 km entfernt von diesem Berg aufgewachsen, in Wingen, einem 200-Seelen-Kaff, auf einer riesen Property. Da hab ich ihn gleich mal interviewt, über das australische Landleben. James gehört noch zu den Glücklichen. Die nächsten Nachbarn waren nur ein paar hundert Meter weit weg, und im 20 km entfernten Ort Scone gibt es eine Schule und einen Supermarkt. Für australische Verhältnisse also noch recht zivilisiert. Trotzdem hasst er die Einsamkeit. In Sydney unter Leuten gefällt es ihm besser.
Man muss sich das mal vorstellen. Das Leben auf dem Land ist völlig anders als alles was wir kennen. Total verschiedene Welten! Dort gibt es keine Kinos, Kegelbahnen, Kneipen, Konzertsäle. Null Weggehmöglichkeiten. Wenn die Sonne untergeht und die Arbeit des Tages getan ist kann man sich nur in sein gemütliches Wohnzimmer zurückziehen. Als Kind kann man stundenlang mit dem Fahrrad im Kreis fahren, rumrennen oder mit seinen Geschwistern spielen. Das geht ja noch. Aber in den abgelegensten Gegenden Australiens können die Kinder nichtmal in die Schule gehen. Es gibt eine Art Fernschule, die Lehrerin kommt zweimal im Jahr vorbei, ansonsten kann man mal anrufen wenn man Probleme hat. Später gehen dann die meisten Kinder aufs Internat, James auch. Hier müssen sie sich erstmal an die Gesellschaft anderer gewöhnen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man ist genervt von den vielen Leuten, der Hektik der Städte, den Autos, den Lichtern, dem Lärm, und man geht wieder aufs Land, raus in die Einsamkeit. Oder aber man mag die Gesellschaft, das Leben, die Möglichkeiten, dann bleibt man in der Stadt.
Das hört sich jetzt krass an, aber glaubt mir, es ist nicht übertrieben. In Australien wohnen 3/4 der Bevölkerung in den 5 größten Städten. Und die anderen wohnen in the middle of nowhere, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes!
Zwei Geschichten von Kommilitonen hab ich zu dem Thema noch zum Besten zu geben:
Dave ist in einer "country town" aufgewachsen. Wenn er und seine Kumpels abends nicht wussten was sie anstellen sollten haben sie sich ins Auto gesetzt und sind zum nächsten McDonald's gefahren. Der Haken: der war in Canberra, 3 Stunden Autofahrt entfernt!
Kate ist auch in einer "country town" aufgewachsen. Die Stadt hatte nichts, nichtmal ein Kino. Deshalb sind die Leute dort bei jeder Gelegenheit bowlen gegangen. Dort traf sich abends das ganze Dorf, denn sonst gab es nichts zu tun! Kurz bevor sie zur Uni gekommen ist hat ein Kino aufgemacht. Jetzt ist das die Attraktion. Das muss man sich mal vorstellen!
Sorry war jetzt etwas länger, aber das Thema beschäftigt mich wirklich. Kann mir so ein Leben einfach gar nicht vorstellen. Dabei bin ich ja selbst nicht gerade in einer Großstadt aufgewachsen. Der kleine aber feine Unterschied ist, dass es in Deutschland selbst vom kleinsten Kuhkaff aus nicht weit in die naechste Stadt ist!
1 Comments:
Hi Ich kann noch einen Beitrag leisten zum Thema Landleben. Die Leute haben meistens nur das Regenwasser aus ihren Zisternen. Das heißt man muss mit dem WAsser sehr sparsam sein was man sonst in Australien auch schon ist. Man stelle sich also vor nach einem heißen Arbeitstag hat man nur so viel Wasser wie in einen Putzeimer passt zu Verfügung um sich zu duschen. Da lohnt sich ne Glatze. Mich hats schon tierisch nach einer Woche genervt.
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